Hurra, «Spur 5 Weben» ist da!

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  • #1

    Pritzker Andreas (Sonntag, 26 Juni 2016 10:33)

    Rainer Bressler, „Spur 5 – Weben“

    Mit dem fünften Band „Weben“ legt uns Rainer Bressler das Finale furioso seines Werkes „Spuren“ vor. Anlass, um die tragenden Strukturen seiner Texte herauszuarbeiten.

    Die Bände enthalten Prosa, Hörspiele und Theaterstücke sowie Dokumentationen aus der Familiengeschichte. Tagebücher spielen eine Rolle – im letzten Band erscheint eine Art persönliches Tagebuch des leidenschaftlichen Schreibers. Dieses ist denn auch der am stärksten politisch gefärbte Text.
    Rainer Bressler präsentiert seine Texte in Form von Bruchstücken, die ineinander greifen: Der Erzählfluss seiner Prosa, die Handlungen seiner Hörspiele und Theaterstücke sowie die Dokumentationen werden unterbrochen, indem sie sich abwechseln. Die Brüche sind nicht zufällig gesetzt. Es bestehen Bezüge. Darüber hinaus verhindern sie allzu tiefes Versinken im Text und zwingen Leserin/Leser, innezuhalten und über den Text nachzudenken.

    In den „Spuren“ entpuppt sich alles als vernetzt. Da ist einmal die Vernetzung von verschiedenen Zeiten und geografischen Räumen, indem der Autor die Gemeinsamkeiten hervorhebt: Zum Beispiel die Situation der Flüchtlinge in den 1930er Jahren und heute; oder die gesellschaftspolitischen Gärungen im Zürich zur Goethezeit und in den 1980er Jahren. Auch auf Flüchtlinge der 1848er Revolution wird hingewiesen.

    Seine Texte vernetzt Rainer Bressler zudem mittels eingewobener Zitate aus einer Vielfalt von Abhandlungen, Essays und Reportagen mit dem aktuellen Kulturgeschehen. Der Autor erlebt, was selten ist, offensichtlich die Kultur – Essays, philosophische Abhandlungen, Romane, Theater, Oper, Kino, nicht zuletzt Musik (die sowohl er als auch einzelne seiner Protagonisten selbst spielen) und Malerei (er zeichnet auch) – gesamtheitlich, und er tut dies wiederum mit derselben Leidenschaft, die ihn zum Schreiben und damit zum Kommunizieren des Erlebten bringt.

    Überall geht Rainer Bressler den Spuren von Menschen nach, die tatsächlich existiert haben oder die so, wie er es beschreibt, existieren könnten. Der zweite Ansatz setzt voraus, dass man weiss, wie die Menschen und ihre Welt funktionieren. Rainer Bressler weiss das, und womöglich hat ihm seine juristische Tätigkeit geholfen, dies zu erfahren. Die Menschen und ihre Handlungen betrachtet er gerne mit einem leichten satirischen Grimm, womit er Distanz schafft.
    Eine Konstante in seinem Werk ist sein persönliches Engagement für Randständige unserer Gesellschaft, denen er auch immer wieder eine Stimme gibt.

    Weitere für das Werk charakteristische Stilmittel sind die Einfügung von passenden Fotos, eigenen Zeichnungen oder Fotokopien von Dokumenten in den Text sowie die funktionelle Verwendung von verschiedenen Schriftfarben und -grössen.

    Das fünfbändige Werk „Spuren“ ist aussergewöhnlich. Es ist zu hoffen, dass es in der Rezeption der schweizerischen Literatur die ihm gebührende Beachtung findet.

    25. Juni 2016 Andreas Pritzker